Im Jahr 2000 hat die Entwicklungsabteilung von der Firma, wo ich damals arbeitete mich darum gebeten, bei der Bundesbank oder EZB nachzufragen, wann die Industrie, also Banknotenakzeptor-Hersteller wie wir, neue Eurobanknoten ansehen und maschinell testen könnten. BA(Banknotenakzeptor) Hersteller müssen sich auf neue Eurobanknoten rechtzeitig vorbereiten, da es sonst zu großen Problemen führen kann, wenn die neuen Banknoten überall in Automaten abgelehnt werden, wie z.B. bei den ehemaligen D-Mark Geräten.
Als ich die EZB anrief, wurde ich mit der EA verbunden, bekam aber keine Antwort. Nach einer Anruforgie habe ich die Antwort „in sechs Monaten" bekommen. Unsere EA war aber damit sehr unzufrieden und sagte, dass ich versuchen soll, einen längeren Zeitraum zu erwirken. Die Entwicklung meinte, dass die japanische Nationalbank zum Beispiel schon zwei Jahren vor Start der Verteilung Muster der neuen Geldscheine der Industrie vorstellt. Also habe ich jedes Mal versucht, bei der EZB jemanden ranghöheres als Ansprechpartner zu bekommen. Am Schluss sagte man mir, dass die EZB einer privaten Firma keinen Gefallen tun kann und ich solle Mitbewerber organisieren.
Also habe ich ein Schreiben an die Geschäftsleitungen von zehn damaligen Mitbewerbern weltweit geschickt, deren Produkte in Europa vertrieben wurden, um zu fragen, ob sie der gleichen Meinung wie wir seien. Wenn ja sollten sie ein ähnliches Schreiben wie unseres erstellen und an die EZB schicken. Als Muster habe ich eine Kopie unseres Schreibens an die EZB beigefügt, in dem ich um mehr Vorlauf als die sechs Monate bat. Zwar gab es zeitliche Unterschiede in den Reaktionen der Kollegen, aber niemand hat sich enthalten. So haben wir eine Gruppe von BA-Herstellern aufgebaut und mehrere Repräsentanten davon sind bei Gelegenheiten wie z.B. Messen zusammen gekommen. Nun war ich nicht mehr alleine als Repräsentant eines Privatunternehmens gegenüber der EZB, sondern eine Industrie, eine Gruppe von elf BA-Herstellern, deren Produkte überall in Europa verbreitet sind.
Die EZB hat das potenzielle Problem erkannt und ernst genommen, dass wir einen längeren Vorlauf zur Vorbereitung auf den Euro brauchen. Bisher blieb nach der Neuproduktion und Entwicklung eines Geldscheines der alte Schein noch länger im Umlauf, z.B. beim 50 DM-Schein. BA Hersteller konnten daher neue Software für 50 DM programmieren, bevor eine große Menge davon in Umlauf kam. Mit dem Euro war es ganz anders: Am 31 Dezember 2001 wurden von heute auf morgen die D-Mark durch Euro-Scheine ersetzt. Dann hat die EZB zu einem Treffen eingeladen. Als Resultat konnten wir frisch gedruckte Eurobanknoten ca. ein Jahr vor Start der Verteilung sehen und jeder Hersteller konnte mit den Produkten testen. Zum Glück war ein Jahr dafür genug und wir konnten das große Problem vermeiden. Nun bereitet ECB neue Eurobanknoten und wir Industrie sind bald dabei, neue Scheine zu besichtigen.